Tremosine sul Garda steht ein bisschen im Schatten der bekannten Surfer-Urlauber-Hotspots am nördlichen Ufer des Gardasees. Und das ist auch gut so, denn am westlichen Seeufer, das erst spät touristisch erschlossen wurde, ticken die Uhren noch eine Spur langsamer. Hier, an der Grenze zwischen Lombardei und dem Trentino, sind die Uferstraßen noch nicht überlaufen, die Pasta schmeckt noch wie bei la mamma und die Trails sind eine Spur steiler – so auch der historisch bedeutende Passo Nota, der Signature Trail von Tremosine. Am Mountainbike erwartet uns hier ein Gardasee-Erlebnis der ganz anderen Art.

Unser Ziel – der Naturtrail Passo Nota – führt uns etwas weg vom Ufer – der Lago di Garda bleibt hier oben aber natürlich dennoch immer im Spiel. Den schon Tremosine liegt auf einer Hochebene im Nationalpark Alto Garda Bresciano und thront rund 400 m hoch über dem Gardasee, wie auf einem sonnigen Balkon. Und im Hinterland der Mountainbikeregion finden wir den Trail unserer Begierde: den Passo Nota. Imposante Ausblicke sind auf der Rundtour garantiert – der Lago und der Monte Altissimo sind immer wieder im Blick. Die 360°-Aussicht vom höchsten Punkt aus auf den See ist grandios und verschlägt uns – ebenso wie die Steigungen – den Atem.

Über 800 Hm und 9 km schlängelt sich der naturverbundene Trail an der Grenze zwischen Lombardei und Trentino auf alten Pfaden durch die üppige mediterrane Landschaft und die typischen Gardaseetunnel. Steile Anstiege und felsige Abfahrten sorgen auch bei Routiniers für Abwechslung. Dabei geht es über Wiesen und Wälder zwischen den Bergen des Oberen Gardasee-Gebietes und dem Garda-Klassiker Passo Tremalzo. Auf den Hügeln rund um das Rifugio Passo Nota treffen wir auf alte Kriegsrelikte: die italienischen Schützengräben aus dem Ersten Weltkrieg und ein kleiner militärischer Friedhof für Kriegsgefallene schicken uns gedanklich auf eine Zeitreise. Der Ruf der Region als unbeugsam und gut versteckt kommt uns wieder in den Sinn und verdeutlicht, warum Tremosine sul Garda so wunderbar anders ist.

Nach dem Aufstieg folgt die Abfahrt. Der Trail ist fahrtechnisch nicht besonders anspruchsvoll, doch mit dem typischen Gardasee-Untergrund sollte man immer aufpassen. Die darauffolgende Abfahrt ist rasant und erfordert höchste Konzentration, da der Trail nun doch noch technisch anspruchsvoller wird. Felsbrocken, teils enge Kurven sowie schnelle Wechsel zwischen Schatten und Sonne testen unser Reaktionsvermögen. Hier ist Geschick gefragt. Dazwischen bieten die Lichtungen spektakuläre Ausblicke auf die umliegenden Berge und Täler. Wen es nach der Natur-Tour dann doch noch direkt ans Wasser zieht, der radelt durch den Tunnel zum Abschluss runter in den winzigen Ortsteil Campione del Garda, südlich von Limone. Als einziger Ortsteil von Tremosine liegt er nicht auf der sonnigen Hochebene, sondern auf einer schmalen Landzunge direkt am Gardasee. Hier genießen wir schließlich einen cremigen Cappuccino und eine Crostata al Limone. Und Zitronenduft überall.