Bereits im 9. Jahrhundert wurde das Paznauntal von Rätoromanen über den Fimberpass aus dem Engadin her besiedelt und als Weidefläche genutzt. Der florierende Schmuggel ist damit nur ein weiterer Eintrag im dichten Geschichtsbuch des Tales, das sich scheinbar schon immer im steten Austausch mit dem Außen befand. Der Tourismus ist dabei wohl einfach die nächste Stufe. Ein weiterer Austausch und ein Prozess, der sich stets im Wandel befindet.

Der Sommertourismus ist heute vom Mountainbiken und anderen Bergsportarten geprägt. Nicht nur der Fimberpass dient dabei als Übergang ins Engadin, auch über das Flimjoch gelangen Biker heute über ehemalige Schmugglerpfade in die Schweiz – und auch wieder zurück.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich hier oben stehe. Und ich kann mich noch erinnern, als ich vor ein paar Jahren mit Freunden zum Sonnenaufgang hier hochkam. Im Dunkeln stiegen wir auf und warten leicht fröstelnd zusammengekauert am Joch auf die wärmende Sonne. Doch noch bevor uns die ersten Strahlen erwischten, wurde der 2.900 m hohe Berglerkopf in der Verwallgruppe uns gegenüber orange erleuchtet. Was für ein Anblick! Wir begannen in uns hinein zu grinsen und schließlich wurden auch wir in sanftes Morgenlicht getaucht.

... und Säumer ist auch hier auf der Höhe gegenwärtig. Der Schmugglertrail führt hinab ins Engadin und auch die kleinen Hütten von damals, die einst als Lager dienten, stehen noch immer. Wo einst 40 bis 50 kg schwere Rucksäcke mit Waren eilig über den Berg getragen wurden, biken wir heute. Ein starkes Gefühl. Der Singletrail Flimjochtrail führt uns dabei

• direkt von der Kammlinie bis zur 435 m tiefer gelegenen Idalp
• hier startet der MTB-Singletrail auf über 2.700 m
• inmitten der beeindruckenden hochalpinen Landschaft
• mit zahlreichen Kurven, Wellen & Anliegern
• windet sich der Trail am Hang entlang

Mit über 2.900 m hat es uns unter den vielen Gegengipfeln vor allem der Berglerkopf angetan. Die Erinnerung an den Sonnenaufgang ist noch erstaunlich wach. An der Idalp treffen wir eine Gruppe Alpenüberquerer. Bei Kaffee und Kuchen nehmen sie uns ein Stück weit mit auf ihre Reise. Immer wieder ziehe es sie ins Paznaun, erzählen sie uns. Ihre ersten beiden Überquerungen haben sie bereits auf der Joe- und Albrecht-Route über den Fimberpass geführt und nun wollten sie einfach mal etwas Neues. Dazu queren die Wanderer über das Flimjoch hinein ins Engadin. Diese Mischung aus den alten Schmugglergeschichten, den kleinen Kapellen im Tal und der beeindruckenden Landschaft zwischen Verwall- und Silvrettagruppe sei es, die sie immer wieder hierher zurückbringe. Eine Sehnsucht, die wir gut nachempfinden können.

„Noch immer befinden wir uns hier über der Baumgrenze und so gleitet unser Blick wieder und wieder über die umliegenden Berge.“

Nach dieser kleinen Stärkung haben wir an der Idalp nun die süße Qual der Wahl: Wir können den Taja-Trail hinab ins Tal nehmen oder noch einmal auf den Kamm zurückkehren und dem Velliltrail hinab folgen. Wir entscheiden uns heute für den Taja-Trail, der uns bis zur gleichnamigen Alpe über zahlreiche Holzstege und durch sattgrüne Wiesen führt. Noch immer befinden wir uns hier über der Baumgrenze und so gleitet unser Blick wieder und wieder über die umliegenden Berge. Diese Singletrail-Mischung aus

• hochalpiner Felslandschaft
• sattgrünen Wiesen und
• schließlich Wald
• aus Flow und
• im letzten Abschnitt technischer Herausforderung

sind der ideale Abschluss für unsere erste Paznaun-Tour. So hält das Tal nicht nur für unsere Alpenüberquerer, sondern auch für uns noch die ein oder andere Überraschung parat. Den ein oder anderen Trail, den wir noch nicht gefahren sind. Aber erst einmal streichen wir einen Weg von der Bucket List ... und setzen gleich darunter zahlreiche weitere Singletrails in der Bikeregion Paznaun – Ischgl. Um uns den alten Schmugglern und den mutigen Alpenüberquerern weiterhin verbunden zu fühlen.